Was sich bereits seit Monaten abzeichnete, wird ab der Saison 2019/2020 Wirklichkeit: Die Handballabteilung des HSV Götzenhain fusioniert mit der HSG Dreieich. Damit erhält der 2007 eingeschlagene Weg einen weiteren Meilenstein, um Dreieich auch langfristig als Handballstandort zu stärken. Die Vorstände aller Beteiligten führten in den vergangenen Monaten dazu intensive Gespräche und freuen sich über die erzielte Einigung und auf die Vertragsunterschrift zur Gründung einer „großen“ Handballspielgemeinschaft in und für Dreieich. Die Vertragsunterzeichnung fand im Rahmen einer Pressekonferenz gestern Abend im HSV-Restaurant in Götzenhain statt. Die Vorstände präsentierten die Zukunftspläne der „großen“ HSG Dreieich.
Bereits 2007 wurde die Handballspielgemeinschaft (HSG) Dreieich aus dem Zusammenschluss der Handballabteilungen des SV Dreieichenhain und der SKG Sprendlingen gegründet. Ein Projekt, welches helfen sollte, die Kräfte zu bündeln und Handball in allen Altersklassen anbieten zu können. Zwölf Jahre später kommt es erneut zu einem Umbruch in der Dreieicher Handballlandschaft. Der Handballsportverein (HSV) Götzenhain, der 1954 als Handballverein gegründet wurde und sich in der Vergangenheit zu einem Mehrspartenverein entwickelt hat, schließt sich nun mit seiner Handballabteilung der HSG Dreieich an. Damit geht ein weiterer Traditionsverein des Bezirks Offenbach/ Hanau den Weg in eine Fusion, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dem vorausgegangen war ein Prozess, der sich über zweieinhalb Jahre hinzog und mit der Gründung einer Jugendspielgemeinschaft (JSG) im Jahr 2017 erste Formen annahm. Grund für die Fusion im Jugendbereich von F- bis C-Jugend war der fehlende Nachwuchs. Vor allem im Bereich des Mädchenhandballs war es zuletzt immer schwieriger geworden, eigene Teams zu stellen. Ein gemeinsames Mädchenteam aus Götzenhain und Langen war deswegen schon einmal testweise an den Start gegangen und die HSG Dreieich kooperiert aktuell im männlichen Jugendbereich mit der HSG Rodgau Nieder Roden. Mit der JSG sollte eine festere Struktur zur Förderung der Handballjugend entstehen.
Die sehr gute Zusammenarbeit in der JSG formte in den Vorständen der HSG und des HSV eine Gesprächsgrundlage zu einer kompletten Fusion. Die Gespräche fanden in regelmäßigen Abständen statt und schnell kristallisierte sich der Wunsch heraus, den kompletten Spielbetrieb zusammenzuschließen. Dazu wurden in den letzten Wochen und Monaten auf partnerschaftlicher Basis die Grundlagen für den neuen Gesellschaftervertrag über eine große HSG Dreieich gelegt. In der Bezirksliga C gehen schon in dieser Runde die Herren II von HSG und HSV auf gemeinsame Punktejagd.
Die HSG hat zur Zeit etwa 500 Mitglieder und stellt zwei Teams im Herren- und zwei Teams im Damen-Bereich. Der HSV führt dem weitere 90 Mitglieder aus der Jugend und den beiden aktiven Mannschaften hinzu. In Zukunft kann die HSG alle Jugendteams im männlichen und weiblichen Bereich aus eigener Kraft besetzen. Neben der Bündelung der Kräfte auf dem Spielfeld, hat die Fusion aber auch weitere Vorteile für die beteiligten Vereine: So verteilen sich die finanziellen, aber auch personellen Kosten für den Spielbetrieb und für SchiedsrichterInnen auf mehrere Schultern, was gleichzeitig finanziellen Spielraum in anderen Bereichen freisetzt, beispielsweise für die Ausbildung von TrainerInnen oder neues Sportgerät.
Ein weiterer finanzieller Faktor ist die Bündelung der Sponsoren. Mussten sich Handballbegeisterte in der Vergangenheit zwischen zwei Handballvereinen entscheiden, will die „große“ HSG Dreieich ein Aushängeschild für den Sport und die Jugendförderung der ganzen Stadt darstellen. Die Euphorie um den SC Hessen Dreieich ist natürlich eine kaum vergleichbare Situation, aber die Vorstände hoffen, dass sich Dreieicher Unternehmen, die den Sport in der Stadt unterstützen wollen, in Zukunft auch weiter dem Handball zuwenden werden! Außerdem steht mit der Fusion allen Dreieicher HandballerInnen die Nutzung der HSV-Sporthalle offen. Gerade in den Ferienzeiten, wenn die städtischen Sporthallen geschlossen sind, bietet die vereinseigene Sporthalle des HSV eine gewisse Flexibilität und die Möglichkeit, den Trainingsbetrieb aufrecht zu erhalten. Desweiteren sollen die Sporthallen in Dreieichenhain und Sprendlingen natürlich weiter von den HandballerInnen genutzt werden.
Dass die Gründung von Spielgemeinschaften sehr attraktiv ist, zeigt die Entwicklung im Bezirk Offenbach/ Hanau: Von den aktuell 33 Handballvereinen gehen zehn als HSG an den Start. Im Jugendbereich gibt es außerdem zahlreiche Jugendspielgemeinschaften. Wie erfolgreich ein Zusammenschluss laufen kann, zeigt die Entwicklung der HSG Rodgau Nieder Roden und der HSG Hanau, die starke Jugendteams stellen und im Herrenbereich in der dritten Liga auf Punktejagd gehen.
Die Vorstände der großen HSG haben sich als Ziel gesetzt, neben der Quantität auch die Qualität zu steigern. Langfristig hoffen sie, im Damen- und im Herrenbereich je ein Landesliga-Team stellen zu können, dabei steht jedoch die Förderung von Talenten aus den eigenen Reihen im Mittelpunkt. Diesen könne langfristig nur eine Perspektive geboten werden, wenn die aktiven Teams in der Bezirksoberliga oder höher spielten, so sind sich die Vorstände einig. Bei den Damen wird die HSG in der nächsten Saison wahrscheinlich Teams in der Bezirksoberliga und der Bezirksliga A stellen. Eine dritte Mannschaft ist in Planung, aber noch nicht gesichert. Bei den Herren wird, sollte der HSV Götzenhain den Sprung in die Bezirksoberliga verpassen, der Aufstieg im nächsten Jahr das wichtigste Ziel sein. Außerdem soll die Qualität bei den Herren II gesteigert werden, um attraktiver für junge Spieler zu werden.
Die Vertragsunterschrift zur Gründung einer „großen“ Handballspielgemeinschaft Dreieich fand am 18.02.2019 in der Vereinsgaststätte des HSV Götzenhain statt. Neben einigen Interessierten waren die Vorstände der drei Stammvereine SKG Sprendlingen, SV Dreieichenhains, HSV Götzenhains sowie der bisherigen HSG Dreieich anwesend. Außerdem wurden begrüßt die Vertreter der lokalen Presse sowie Bürgermeister Martin Burlon und sein Vorgänger und HSV-Mitglied Dieter Zimmer. Die Vorstände aller Beteiligten informierten über die Zukunftspläne der „großen“ HSG und standen für weitere Fragen zur Verfügung.
Stimmen zum Zusammenschluss:
Norbert Göckes (Vorsitzender HSG Dreieich): „In der Wirtschaft spricht man im Rahmen von Zusammenschlüssen gerne von Synergieeffekten. Ich hoffe, dass wir solche auch bei unserer Fusion nutzen können.“ Und weiter: „Dadurch, dass wir mehr Spielerinnen und Spieler und damit auch mehr Teams haben werden, ist die Nutzung der HSV-Sporthalle für uns von Vorteil, um die zusätzlich benötigten Hallenstunden zu kompensieren und in den Ferien unabhängig von städtischen Hallen zu sein. Die zusätzlichen Kapazitäten ermöglichen uns auch Kooperationsprogramme mit Schulen, um Kinder von klein auf für unsere Sportart zu begeistern. Generell wollen wir die Begeisterung für unseren tollen Sport fördern, auch durch attraktiven Handball unserer aktiven Teams.“ Und: „Ich freue mich sehr über die ca. 90 neuen Mitglieder, die der HSV in die HSG mit hinein gibt. Alle darf ich schon mal zur Jahreshauptversammlung am 08.03.2019 im Clubhaus des SV Dreieichenhain einladen. Dort werden wir den neuen Vorstand auch mit Mitgliedern des Stammvereins HSV wählen.“
Ralf Kudernak (1. Vorsitzender HSV Götzenhain): „Aus Sicht des HSV war der Zusammenschluss nicht einfach, da bei uns Handball zu den Kernabteilungen zählt. Gerade für ältere HSV-Mitglieder, die sich überwiegend als HandballerInnen sehen, ist es nun ungewohnt, wenn die Handballabteilung unter anderem Namen auftritt. Aufgrund der Diversität von Sportangeboten und auch deren Konkurrenz zum Handball ist der Zusammenschluss jedoch für uns der absolut richtige Schritt. Eine Zusammenarbeit ermöglicht uns eine Bündelung unserer ehrenamtlichen Kräfte und bietet damit ein großes Potenzial für den HSV als Stammverein wie auch für die HSG.“
Martin Burlon (Bürgermeister von Dreieich): „Ich freue mich sehr über diesen Zusammenschluss! Neben dem Reitsport und dem Fußball ist der Handball eine der Sportarten, die traditionell und erfolgreich in Dreieich ausgeübt wurden und werden. Die HSG ging vor zwölf Jahren mit ihrer Gründung bereits einen wegweisenden Schritt und die Eingliederung des Götzenhainer Traditionsvereines ist im Sinne unserer Stadt. Die parallele Nutzung von vereinseigenen Sportstätten und den städtischen Hallen ist in Zeiten, in denen Kapazitätsengpässe auch Kommunen vor Herausforderungen stellen, ein vernünftiger Schritt. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten wird die Stadt Dreieich die HSG bei ihrem weiteren Weg unterstützen, auf dem ich viel Erfolg wünsche!“
Foto: Privat
Auf dem Foto zu sehen sind (von links) Ralf Kudernak (HSV), Bettina Schmidt (SKG), Hartmut Leyer (SVD) (vordere Reihe), sowie Norbert Göckes (HSG), Heike Hoffmann (HSG), Waltraud Kalusa (HSV), Jürgen Dechert (SVD), Martin Burlon (Bürgermeister von Dreieich) und Rainer Juhnke (SKG) (hintere Reihe).